Es ist meine erste Reise in dieses Land im Südwesten Afrikas. Um ehrlich zu sein, hatte ich die Nase voll, von den oft erfolglos durchkämpften Nächten. Vom Wachdienst an den Äckern und dem kläglichen Versuch gegen die jährlich größer werdende Flut an Wildschweinen anzuschießen.

Ich will Sonne, ich will pirschen, am hellen Tag und ich will mal Urlaub vom fünfmonatigen Nachtdienst an Kartoffel- Rüben- und Maisäckern.

Und so entscheiden sich die Beste von allen und ich für einen zweiwöchigen Urlaub in Namibia. Es soll April sein, das Ende der Regenzeit. Jeder spätere Monat bringt den Winter und eiskalte Temperaturen näher. Noch sollen die diese erträglich sein.

Unsere Anreise erfolgte aus Gründen, die ich hier nicht weiter nennen will, über Johannesburg. Ich erwähne das nur deshalb, weil sich die Reisezeit damit auf etwa 17 Stunden belief. Kein Zuckerschlecken für einen alten Mann.

Absprachegemäß werden wir am Flughafen abgeholt und für die Nacht in unser Guesthouse gebracht. Am nächsten Morgen lernen wir Henry, den Besitzer der Farm kennen. Henry ist ein waschechter Bure und über alle Maßen freundlich. Nachdem wir noch ein paar Kleinigkeiten eingekauft haben, geht es los. Namibia hat eine Größe von ca. 825 000 qkm mit einer Bevölkerung von etwa 2,2 Mio. Davon leben etwa 300 und ein paar tausend in Windhoek. Zum Vergleich. Deutschland hat eine Fläche von ca. 357 000 qkm und eine Bevölkerungsdichte von 82 Mio. Kein Wunder also, dass wir, nachdem wir Windhoek verlassen haben, fast alleine unterwegs sind.

Die Regenzeit dauert dieses Jahr etwas länger und die Buschlandschaft ist ausgesprochen grün. Buschlandschaft sind hier niedrige Büsche, hohes Gras und Akazien. Ich versuche mir vorzustellen wie es wohl ist, hier auf Wild zu pirschen. Henry erklärt uns, dass es in den letzten Jahren sehr wenig geregnet hat und dass sie auf den Regen gewartet haben. Das viele Wasser verändert den Busch - und die Jagd. Die Tiere sind in den nächsten 4-6 Wochen nicht mehr gezwungen an die Wasserstellen zu kommen. Sie finden überall Wasser. Die verhältnismäßig offene Landschaft täuscht, betrachtet man beliebige100 Meter in gerader Linie, gibt es immer wieder Büsche, Gräser oder andere Pflanzen, die die Sicht einschränken. Gut zu pirschen, schlecht zu schießen. Es wird sicher schwierig, auf eine annehmbare Schussentfernung zu kommen.


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