Erste Hilfe Maßnahmen: Für Nestlinge ist Wärme das Wichtigste! Zur Not kann das Küken erst in der Hand warm gehalten werden, bis eine Unterbringung vorbereitet ist. Auch bei allen anderen Findeltieren gilt: Als allererstes aufwärmen. Erst dann kann mit der weiteren Behandlung oder Fütterung begonnen werden, sonst droht Gefahr, dass der Kreislauf kollabiert.

Für unbefiederte oder spärlich befiederte Nestlinge ist eine Art Brutkasten sinnvoll, den man leicht zuhause herrichten kann. Dazu eignet sich eine Plastikwanne, in die eine Wärmflasche gelegt wird. Der Vogel sollte in eine kleine, mit Küchenpapiertüchern gepolsterte Schale gesetzt werden, welche dann direkt auf die Wärmflasche gestellt werden kann. Ist das zu warm, legt man am besten ein Handtuch dazwischen. Um die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen, wird ein feuchtes Tuch ebenfalls auf die Wärmflasche gelegt. Am besten deckt man das Ganze dann noch mit einem Handtuch ab. Die Temperatur sollte auf möglichst konstante 38°C und die Luftfeuchtigkeit bei 55% gehalten werden. Entwickelt der Vogel später sein Federkleid, muss die Temperatur entsprechend heruntergeregelt werden.

Ästlinge können vorrübergehend in einem mit Küchenpapier gepolsterten, ausbruchsicheren Karton mit Luftlöchern untergebracht werden. Für eine längerfristige Unterbringung sollten die Vögel in ein Netzterrarium, ein sogenanntes Flexarium, umziehen. Auch flexible Hundetransportboxen leisten treue Dienste. Wichtig ist, dass der Vogel sein Gefieder bei ersten Flugversuchen nicht beschädigen kann. Klassische Vogelkäfige sind daher ungeeignet. Als Notlösung können diese von innen mit Tüchern verkleidet werden.

Für die Erstversorgung reichen Wärme und Ruhe erst einmal aus. Falsche oder missglückte Fütterungs- und Tränkversuche führen oft zu den schlimmsten Schäden, die die Fundvögel davon tragen. Kurze Zeit ohne Futter und Wasser ist dagegen das kleinere Übel. Am besten kontaktiert man möglichst rasch einen erfahrenen Wildvogelpfleger oder eine Wildtierstation. Die helfen mit Rat und Tat weiter. Wasser sollte nie direkt in den Schnabel gegeben werden! Wenn nötig, kann vorsichtig ein Tropfen Traubenzucker- oder Elektrolytlösung an den Schnabelrand getropft werden. Andernfalls ist die Gefahr zu groß, dass Flüssigkeit in die Lunge gelangt (aspiriert wird) und eine meist tödlich verlaufende Lungenentzündung hervorruft.

Die Handaufzucht von Wildvögeln ist kein Kinderspiel und erfordert ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen, Zeit und Geld. Zudem ist die Gefahr der Fehlprägung groß. Dies sollte man immer im Vorfeld bedenken. Nach Möglichkeit empfiehlt es sich, immer einen erfahrenen Wildvogelpfleger zu Rate ziehen, denn nach der Aufzucht folgt das Auswildern. Darauf müssen die Vögel optimal vorbereitet werden und benötigen unbedingt Gesellschaft.

Bild: Riccardo Franke / pixelio.de


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