„Geht Ihr heute Abend gar nicht raus? Ich geb‘ Euch frei was kommt, ihr seht ja eh‘ nichts…“, sagte der Revierpächter mit einem hämischen Grinsen in der mittäglichen Sonne sitzend.

Ok, damit können wir arbeiten. Der Abend sollte lang werden, wir waren vorbereitet. Schnittchen mit Wurst und Ei, Getränke, Schokolade, Zigaretten für hinterher. Decken für die Nacht, wir hatten alles dabei. Auf die Heide wollten wir, hinter uns die Waldkante, vor uns Stoppelfelder, eines davon gut von Sauen angenommen. Gute Aussichten, wie immer eigentlich, nur hatte sich ja der Erfolg nicht so einstellen wollen. Aber heute Abend, heute Abend war alles anders!! Wir saßen etwa 10 min, da hörten wir im Laub hinter uns Schritte. Der Pulsschlag erhöhte sich. Zwei Schritte, rascheln, dann wieder Stille. Man konnte die Fragezeichen über unseren Köpfen sehen. Was war es. Sicher wieder die geliebten Drosseln, die uns schon das ein oder andere Mal hinters Licht geführt hatten. Ellenbogen von links in meiner Seite. „DAHAAAA!!“, Sandra nickte in Richtung Fenster links. Ein braver Gabler trollte auf das Feld. Waffe raus. Plötzlich nahm der Bock Geschwindigkeit auf und flog förmlich über das Feld an die gegenüberliegende Kante. Schussentfernung über 300 m und kein Kugelfang. Schön, wirklich sehr schön anzusehen, die Anmut, mit der er sich bewegte ¬– von uns weg… MIST. Aber immerhin hatten wir Anblick. Gleichzeitiges gemeinsames Schulterzucken, Waffe wieder rein. Puls wieder auf Normalschlag, entspannt zurücklehnen.

Zack, wieder Ellenbogen von links, diesmal mit sehr viel mehr Schwung. Ein blauer Fleck wird das wohl werden. Sandra nickte in Richtung Fenster geradeaus. Ebenso schnell wie der Bock von uns fort gelaufen war, kam er nun zurück. Waffe raus. Puls bis in die Haarspitzen. „Wenn du JETZT sagst, dann pfeiff ich, vielleicht bleibt er stehen“ zischte Sandra mir zu. Waffe zurück und aus dem Fenster rechts raus. Atmen, Arme liegen gut, Waffe hat eine gute Auflage, kann man Puls in den Wimpern fühlen? JETZT! Ein gellender Pfiff durchschneidet die frühabendliche Stille. Der Bock steht, ich schieße, den Blick weiter durchs Zielfernrohr gerichtet, repetiere ich. Der Bock steht noch immer wie gebannt an seinem Platz. Was ist passiert? Hatte ich gefehlt? Der Zeigefinger am Abzug bewegt sich in Richtung Druckpunkt. Keine Frage, ich werde noch einmal schießen. In dem ich diesen Gedanken fasse, bricht der Gabler zusammen. Ich richte mich auf und blicke in ein breit grinsendes Gesicht. „Guck mal“ sagt sie und streckt mir Ihre Hände entgegen. Die Hände zittern wie Espenlaub, das nennt man Jagdfieber.


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