Aber jetzt zurück zu meinem Jagdtraum – zu meiner Keilerjagd. Viele von meinen Jagdfreunden haben schon sehr gute Keiler erlegen können – aber in vielen Fällen war es nun einmal so, dass sie sich beim Ansprechen schlichtweg geirrt hatten und ein stärkeres Stück erlegt haben, als sie dachten. In den letzten Jahren habe ich oft daran gedacht und ja, auch davon geträumt, einen guten, starken und reifen Keiler erlegen zu können. Ich muss zugeben, ich bin ein Glückskind, wenn es um die Jagd geht – dank meinen guten Kontakten habe ich bisher wirklich viele Möglichkeiten gehabt, auf alle Wildarten, die bei uns in Tschechien vorkommen, zu jagen. Aber allzu viele Möglichkeiten für eine wirklich erfolgreiche Keilerjagd gibt es nun wirklich nicht – ich war schon kurz davor, eine Jagd in der Türkei zu buchen. Als ich mir allerdings die Details angesehen habe, dass die Stücke nach Erlegung einfach liegen gelassen werden, weil dort kein Schweinefleisch gegessen wird, habe ich es doch gelassen. Wie wäre es mit Ungarn, Kroatien oder Belarus? Irgendwie bin ich nicht dazu gekommen. Vor drei Jahren hat mich mein sehr guter Jagdfreund Martin zu ihm in sein Revier auf einen Keiler eingeladen. Die Jagd war super und wir haben es wirklich genossen – Schnee, Mond und einige Keiler, die wir in Anblick bekommen haben. Ich war sehr nah dran einen riesigen Keiler zu erlegen – leider zog er weit weg von uns und wir mussten durch die verschneite Wiese rennen – ja fast über einen Kilometer. Leider war ich damals zu langsam und habe den Keiler, der dann aus dem Wald auf die andere Seite gezogen ist, um ein paar Sekunden verpasst.

In diesem Jahr habe ich meine Gedanken bezüglich eines starken Keilers zuerst ruhen lassen. Erst kam die Rot- und Sikabrunft, von denen ich mit vielen unvergesslichen Erlebnissen, doch ohne Waidmannsheil nach Hause gekommen bin. Und ein paarmal habe ich gedacht: Dieses Jahr vielleicht keinen Hirsch, dafür aber einen Keiler? Aber wann? Und wo?

Es ist schon die zweite Novemberhälfte und ich plane eine Jagd in dem Revier, wo ich meinen Begehungsschein habe – in dem Revier, wo überwiegend Rotwild vorkommt, aber durchaus auch das ein oder andere Schweinderl den Weg kreuzen kann. Wie so oft, will mein Sohn mit mir auf die Jagd gehen. Kein Vater würde so etwas seinem Sprößling verbieten – im Gegenteil! Leider passt das Wetter nicht – es geht ein sehr starker Wind, dann noch Regen und zwei Tage bevor wir angereist sind, Frost. Wie sollte man bei solchen Wetterbedienungen pirschen? Trotzdem probieren wir es – am Freitagnachmittag haben wir ein paar Stück Rotwild in Anblick bekommen, leider immer zu weit für einen sicheren Schuss. Weil es Vollmond ist, bleiben wir sitzen und hoffen auf die Borstenträger. Der Wind ist eiskalt und die Bäume biegen sich unter der starken Luftlast von rechts nach links. Zum Glück ist die Kanzel, in der wir ansitzen, sehr stabil und mit Fenster gut isoliert. So hatte es keinen Sinn, wir brachen die Zelte ab und kehrten ins Warme ein.


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