Der erste Trieb ist zu Ende und ich gehe zurück zu den anderen Jägern auf dem Damm. Voll von Erregung erzählen sie, wie sie diesen ersten Trieb erlebt haben – wie hoch sind die Enten gezogen, wieviel sollte man vorhalten, wie haben die Hunde gearbeitet. Alle sind aufgeregt: wir hatten wirklich sehr guten Anflug, doch nicht viele Enten wurden erlegt. Aber das gehört auch zu der Jagd! Als zweiten Trieb erwarten uns zwei Teiche – ich habe eine kleine Gruppe von unseren Jägern mit und stelle sie auf dem Damm zwischen diesen beiden Teichen an. Ich bleibe als Letzter am Ende des Dammes, gerade dort, wo der Wald anfängt. Und dieser Stand – dieser Stand ist echt toll! Die Enten kommen in kleineren Schwärmen auf uns zu. Jetzt endlich schieße ich viel besser und nach ein paar Minuten konnte ich sieben Enten erlegen. Dabei schaue ich meiner Nachbarin zu: sie schießt auf die Enten, dann dreht sich um und schaut, wie sie weiterfliegen. „Susi, nicht umschauen, nachladen und schießen!“ rufe ich zu ihr. „Weitere Enten!“ lasse ich sie wissen, als noch mehr Enten auf sie zufliegen. „Meine erste Ente!“ lächelt sie, nachdem eine Ente im Flug durch ihren Schuss zusammengesunken war. Weitere und weitere Ente fliegen uns an. Dazu ziehen die grauen Wolken weg und die Sonne mit dem blauen Himmel gibt dieser Jagd zusammen mit den herbstlich gefärbten Blättern eine wunderschöne Atmosphäre. Es ist wirklich ein toller Trieb, schon haben einige Jäger Probleme mit Patronen – einige haben fast alle verschossen! Für mich, einen „älteren“ Jäger ist es jetzt wirklich toll, die Kommentare und Erfahrungen der Jungspunde zu hören. Man spürt die Euphorie und Begeisterung!

Auf zum letzten Trieb – jetzt teilen wir uns wieder auf in zwei Gruppen und ich führe meine Gruppe hinter einem Damm versteckt, damit ich sie anstellen kann, bevor die Enten hochfliegen. Dieser Stand ist ein bisschen schwieriger – wir stehen direkt gegen die Sonne, also ich zumindest muss einige Enten fliegen lassen, weil ich sie fast nicht gesehen habe. Auch dieser Trieb ist sehr gut, Schwärme von Enten ziehen aus dem Schilf. Gerade so, dass man sich gut für den Schuss vorbereiten kann.

Unglaublich, wie die Zeit vergeht – langsam sammeln wir uns dort, wo unser Tag heute angefangen hatte. Die Enten werden hierher gebracht und wir bereiten die Strecke vor. Die Jungjäger sind weiter dabei, die Erlebnisse der letzten Stunden zu besprechen und damit auch viel intensiver zu durchleben, weil man diese Momente mit anderen Gleichgesinnten teilen kann. Und besonders, wenn es um die erste Jagd geht! Die Strecke entspricht nicht der Anzahl an Schüssen, doch kann man sehen, dass es niemanden stört und alle diese Momente genießen. Über 100 Wildenten liegen auf der Strecke! Die Jagd geht zu Ende und wir schließen sie mit den alten Jagdtraditionen ab. Auf den Gesichtern sehe ich, dass die Jungjäger voll von Erlebnissen und Emotionen sind – die erste Jagd wird ja wohl nie vergessen! Meine Nervosität geht langsam weg – alles sollte klappen wie geplant! Doch da wusste ich noch nicht, dass eine unerwartete Überraschung bevorstand. Bevor wir zum Mittagessen fahren, kommt noch eine kleine Ausbildung – was mache ich mit einer Ente, wenn ich sie nach Hause bringe? Wie reiße ich die Erpellocken aus? Oder wie ziehe ich eine Ente aus? Mit praktischer Demonstration zeigen wir den jungen Kollegen alles, was sie später auch alleine schaffen sollten.

Und dann kommt die Belohnung nach der anstrengenden Jagd: ein gutes aber doch spätes Mittagessen. Klassischer böhmischer Gulasch oder Schnitzel bringen uns die nötige Energie für den Abendstrich. Alles scheint in Ordnung zu sein. Doch mit der Qualität des Frühstücks war ich persönlich nicht gerade zufrieden und wie immer, wenn ich mit etwas nicht zufrieden bin, gehe ich zu dem Ober, um es offen mit ihm zu besprechen. Doch unsere Konversation bricht alle möglichen Szenarios – als Ergebnis lehnt er es ab, am Sonntag Frühstück für uns vorzubereiten! Na toll – was soll ich jetzt machen? Innerhalb von so kurzer Zeit in dieser Gegend eine Möglichkeit zu finden, ein Frühstück für fast 30 Leute zu bekommen? Ohne die Jäger zu erschrecken, dass sie morgen ohne Frühstück sind? Mit Kreativität aber auch mit gewissem Glück haben wir es doch geschafft – ich fahre mit Petr in ein Restaurant bei einer großen Tankstelle. Obwohl es nicht gerade beste Lage ist, helfen sie uns, dieses Problem zu lösen! Ufff… Zum Glück ist alles wieder unter Kontrolle.

Nun steht der Abendstrich vor uns – die Jagdgruppen haben gewechselt, ich führe sie und stelle am großen Teich an. Auf dem Wasserspiegel kann man bereits sehen, dass dort wirklich hunderte Gänse sitzen. Ich stehe nicht lange, in meinen Gedanken bin ich bei den Erlebnissen der letzten Stunden, als ich von rechts etwas höre. Gänse! Und zwar einige und ziemlich nahe! Ich wähle eine aus, ziehe mit und schieße den ersten Schuss - die Gans fliegt weiter. Zweiter Schuss – und die Gans bricht zusammen! Ist das wahr? Die allererste Gans in meinem Leben! Dank einem Labrador kann ich sie mir detailliert anschauen! Auch von den anderen Jägern höre ich Schüsse. Doch nachdem wir uns auf dem Treffpunkt sammeln, merke ich, dass zwar viele geschossen haben - doch alles war ohne Waidmannsheil. Schade, aber so ist es. Es ist ohne praktische Erfahrung sehr schwierig, die Flughöhe der Gänse richtig einzuschätzen, das kommt aber mit der Praxis.

Am Abend erwartet uns ein köstliches Abendessen in einem bekannten Weinkeller. Dieser Weinbauer hat schon viele Auszeichnungen im Ausland gewonnen. Bei einer Weinverkostung erklärt seine Frau uns immer, was genau wir trinken.


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