Am nächsten Tag startete ich direkt erfolgreich – nach einer halben Stunde im ersten Trieb hörte ich Äste knacken und brechen. Ich war bereit. Kurz danach stand auch schon eine Elchkuh 30 m vor mir. Sie kam einen kleinen Hügel hoch, sodass ich sie vorher nicht sehen konnte und guckte mich direkt an. Hinter ihr war noch etwas, ob Kalb oder Schmaltier konnte ich nicht erkennen. Wir blickten uns so gefühlte Stunden in die Augen. Realistisch gesehen dauerte es vielleicht 30 Sekunden, bis die erfahrene Kuh mich eindeutig als ungewöhnlich und womöglich gefährlich einstufte und schlagartig das Weite sucht. Ihren Anhang konnte ich leider nicht sehen. Gerade als ich meinen Puls wieder unter Kontrolle hatte, knackste es wieder um mich herum. Jetzt aber. Leider nur eine einzelne Kuh, aber was für eine. Leise und vorsichtig stiefelte sie durch ihre bekannten Wälder und schlich sich davon. Obwohl sie eindeutig nicht frei war, hatte ich wahnsinniges Jagdfieber, es ist unfassbar, wie es einen manchmal packen und schütteln kann.

Kurz danach kam über unsere Walkie-Talkies die freudige Info: „Stand Number 37: Bull down. I repeat. Stand Number 37: Bull down and a single cow still in the drive.“ Wäre ich Zuhause gewesen, hätte ich sofort Waidmannsheil zurück geschrien, aber das war hier wohl nicht typisch. Die Jagd wurde kurze Zeit später abgebrochen und alle zusammen rückten aus – der Bulle musste geborgen werden. Wir hatten zwar motorisierte Hilfe und nur wenige Meter zum Weg, aber es ist gemeinschaftliches Jagen. Ganz anders als in Deutschland, heißt es hier eben, wenn einer etwas schießt, kommen alle zusammen, helfen, reden und freuen sich. Auf unseren bekannten Drückjagden bleiben wir ja meist bis zur ausgemachten Uhrzeit sitzen und harren der Dinge. Der Bulle wurde auf circa 20 m vorne spitz beschossen und ist sofort zusammen gebrochen. Das neue Ecostrike, ein bleifrei Geschoss von Norma hat da ganze Arbeit geleistet, denn das Geschoss haben wir später aus der Keule gepuhlt. Es ist also einmal durch den sicher 2,50 m langen Bullen gegangen und hat dabei einiges an Masse verdrängt. Am Nachmittag konnte ein wirklich sehr netter Finne erst die Hunde bei ihrer großartigen Arbeit beobachten und anschließend ein Kalb erlegen. Hier macht sich übrigens die Kommunikation über Walkie-Talkies sehr bezahlbar, denn wir konnten den Schützen schon bestens vorbereiten. Das Kalb lag nach 30 m, hat ordentlich Pirschzeichen verloren und hatte kaum zu verzeichnenden Wildbretverlust. Auch hier waren wir alle sehr zufrieden mit dem bleifreien Geschoss. Rundum zufrieden ging es abends zurück. Der Abend wurde mit vielen Reden und einem hervorragendem Essen gefeiert. Auch hier habe ich mir wieder und wieder gedacht, was für ein liebevolles und sympathisches Team. Wir waren zu einem Team, zu Jagdfreunden zusammen gewachsen und das geht nur, wenn man sich wohl fühlt, wenn es freundschaftlich ist und man aufeinander eingeht. Ein ausschlaggebendes Kriterium für eine gute Unternehmensphilosophie ist für mich die Zeit, die Mitarbeiter schon in ein und der selben Firma arbeiten. Wenn ich Ihnen sage, dass dort Vater und Sohn, beide Mitarbeiter bei Norma, saßen, wissen Sie, was ich meine.

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