Doch diese Entscheidung habe ich nun einmal für mich getroffen und wir müssen nun überlegen, was wir jetzt machen. Der Nachsuchenführer berichtet, dass Sie nach kurzer Zeit keinen Schweiß mehr gefunden haben. Der Hund ist aber schon ziemlich müde, weil er zahlreiche Nachsuchen in den letzten paar Tagen hinter sich hat. Es wurde also entschieden, einen Hundeführer mit einem anderen Schweißhund am Nachmittag zu holen. Treffpunkt hier um 13 Uhr. Diese Pause nutzen wir um uns an der Jagdhütte umzuziehen und ein kleines Mittagessen zu uns zu nehmen.

Punkt 13 Uhr treffen wir uns alle wieder und ein älterer bayerischer Gebirgsschweißhund, der angeblich sehr scharf auf Wild ist, sollte nun probieren, diesen Hirsch für den Jäger zu retten. Ich zeige dem Hundeführer die Stelle, wo ich den Hirsch gesehen habe. Dann bekommen alle ihre Plätze - Vojta und ich stehen auf einem Panzerweg. Auf einer Seite herrscht ein dichter Fichtendschungel, auf der anderen dann ein etwas älterer Bestand, der nicht mehr allzu dicht ist. Schnell hören wir den Hund, dann herrscht wieder Ruhe, nur die Regentropfen, die vom Himmel fallen machen ein leises Geräusch.

Wie lange stehen wir hier nun schon? Eine halbe Stunde oder eine ganze? Inzwischen berichte ich Vojta von die Grundprinzipien einer Nachsuche. Als wir wie aus dem Nichts schmerzhaftes Stöhnen direkt unter uns hören. Und dann wieder nichts – nur Ruhe und Regen. Auf einmal sehen wir den Hund, der langsam auf dem Panzerweg zu uns kommt. Als er kurz vor uns ist, kann ich sehen, dass er verletzt ist – sein Hinterlauf zeigt eine fiese, blutende und tiefe Wunde. Vermutlich von dem angeschweißtem Hirsch. Vojta bleibt mit dem Hund da und ich kontaktiere die anderen, um die Nachsuche zu beenden und den Hund zum Tierarzt zu bringen. Der Hundeführer ist binnen Minuten bei uns und schaut die Wunde seines alten Jagdfreundes an. Sein Gesichtsausdruck lässt erahnen, wie eng die Beziehung zwischen diesem Mensch und seinem Hund ist. Alle sind bei dem Hund, als ich noch einmal den Panzerweg hochschaue. Das ist doch wohl nicht wahr?! Von dem älteren, etwas lichteren Bestand zieht unser Hirsch zurück in den Dschungel, wo er sich sicher fühlt. „Schaut! Unser Hirsch!“ platzt es aus mir hinaus. Beide, der Hundeführer und ein anderer Jäger, laufen hinter dem Hirsch her, Vojta und ich bleiben bei einer Kreuzung des Panzerweges stehen. Ein Schuss hallt durch die Stille! „Gott sei Dank“, denke ich mir. Und noch ein Schuss. Und noch einer. Aha, das kann doch nur heißen, dass der Hirsch endlich liegt. „Horrido!“ hören wir es vor uns rufen! Also doch, der Hirsch liegt! Die Zeit der Unsicherheit war Gott sei Dank vorbei.


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