Zuerst eine Frage an Sie: Wann kann man davon sprechen einen Lebenshirsch erlegt zu haben? Bei meinem ersten reifen Hirsch (10+ Jahre) hat mir mein guter Jagdfreund gesagt: „Lieber Ales, das ist Dein Lebenshirsch!“ Die Stangen waren 110 cm lang und auf einer Seite war eine Gabel, zirka 40 cm lang. In der nächsten Brunft habe ich einen Hirsch (12+ Jahre) erlegt, deren Stangen sich fast in der Mitte berührt haben – und wieder mit einer Gabel auf einer Seite. Solche Hirsche trifft man ganz selten in seinem Leben, dies war mir bewusst und ich freue mich jedes Mal über solche Giganten. In dieser Geschichte, die ich in der diesjährigen Brunft, zusammen mit meinem Sohnemann Vojta, erlebt habe und die ich jetzt mit Ihnen teilen möchte, geht es um einen ganz anderen Hirsch – um einen Hirsch, den die meisten von uns wohl nie im Leben in Anblick bekommen. Meine Freunde in diesem Revier, die dort ihr ganzes Leben verbracht haben, hatten bis jetzt noch nie einen solchen Hirsch gesehen.

Die Geschichte begann eigentlich schon Anfang September, als ich meinen Freund Pavel (und gleichzeitig meinen Pirschführer in der diesjährigen Brunft) angerufen habe. „Der Vater meines Kollegen hat zum Geburtstag eine Hirschjagd von der Familie bekommen. Der Kollege hat ihn also als Pirschführer bei der Jagd begleitet. Angeblich haben sie auf einen starken Sechser geschossen. Schweiß haben wir gefunden, der Schweißhund hat uns in ein anderes Tal geführt, wo wir dann die Fährte in einem jungen Fichtenbestand nach einigen Kilometern der Nachsuche verloren haben.“ Das ist aber sehr schade – solche Hirsche bekommt man nicht oft in Anblick, dachte ich mir. Weil es damals bei der Jagd noch ziemlich finster war, waren sie nicht in der Lage, den Hirsch einwandfrei ansprechen zu können, sie wussten nur, dass es sich um einen außergewöhnlichen Burschen handeln musste. Dies war also meine erste Begegnung mit dem Hirsch, zumindest in erzählter Form.


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