Beim Abschied überrascht mich Radek noch mit der Information, dass ab Morgen Václav, ein gemeinsamer Freund und super Fotograf, die Sikabrunft begleiten wird. Schön, ich habe ihn lange nicht gesehen und freue mich sehr!

Es ist noch stockfinster, als Radek und Václav morgens zu unserer Pension kommen. Das Wiedersehen ist überschwänglich und fröhlich, gemeinsam fahren wir zu dem gleichen Ort, wo wir gestern ansaßen. Václav wird unter dem Hochsitz sitzen und fotografieren und wir unterhalb von ihm pirschen. Ich kann mich gar nicht erinnern, wann ich das letzte Mal ein Stück vom Hochsitz erlegt habe. Die Pirsch ist für mich einfach mein absoluter Favorit geworden.

Hoffentlich melden die Hirsche heute häufiger, sodass wir sie gut anpirschen können, aber natürlich war es nicht so, sondern wie gestern. Wir sahen zwar ein paar Wildschweine und ein Tier mit Spießer, aber keinen passenden, älteren Hirsch. Auch Václav berichtete uns, als wir zu ihm kamen, dass er nur ein Alttier gesehen hat. Alles waren etwas enttäuscht, aber guter Dinge, denn fingen plötzlich die Hirsche oberhalb von uns an zu pfeifen. Es waren definitiv mehrere. Wir guckten uns an und beschlossen, es zu versuchen. Aber zu viert? Das wird viel Lärm geben, in diesem Ästedschungel. Vojta hatte starke Nackenschmerzen, das Bett in der Pension war nicht das Beste und er überlegte am Hochsitz zu warten, aber es kam dann doch nicht in Frage für ihn, zu groß war die Angst, etwas zu verpassen. Also zogen wir los, fast wie eine kleine Touristengruppe.

Der Hang ist steil und dicht bewachsen, wir kommen nur langsam voran, so können wir uns wenigstens Mühe geben, leise zu sein. Auf einmal ist Kahlwild vor uns, aber sehr unruhig, es wird vermutlich getrieben. Wir gehen weiter den Hang hoch und kommen dem Pfeifen immer näher. Ohrenbetäubend ist der Brunftschrei dieser Hirsche. Jetzt sind wir mitten drin. Ich richte meine Mauser auf dem Dreibein und sehe Kahlwild aus der Dickung springen und auch einen Hirsch im dichten Zeug. Wir alle warten gespannt, dass er rauszieht. Die Spannung ist fast zum Schneiden, überall knackt und ruft es. Dann zieht er endlich auch auf die kleine Freifläche vor uns - ein Spießer. Puh, wir haben mit etwas anderem gerechnet und die Anspannung fällt von uns ab.


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