Also harrte ich aus, wartete, leise, ließ eine Bache mit ihren kleinen Frischlingen, die zu weit weg standen, passieren und wartete weiter. Ich war unheimlich stolz auf meine grandiose Taktik. Und sie ging auf, das Keilerchen zog brezelbreit an mir vorüber, ich spannte meine Waffe wie immer im letzten Moment und schoss.

Vermeintlich. Leider hatte ich vergessen die Kugel in den Lauf zu repetieren. Das Keilerchen zog unbeschossen, vertraut und gemütlich seiner Wege. Ich traute mich nicht zu fluchen, aber nach Sonnenaufgang musste ich herzlich lachen. Genauso hatte ich mir meine Ferien gewünscht, gut, etwas mehr Beute, aber jede Nacht den Zauber der Nacht bestaunen, das wollte ich.

In einer anderen Nacht konnte ich eine weitere Rotte Überläufer beobachten, während um mein Zelt eine Fledermaus flog und ein Fuchs mäuselte. In dieser Nacht, auch wenn es bitter nötig gewesen wäre, konnte ich nicht schießen. Die Szenerie in der Wärmebildkamera war so friedlich, ruhig und interessant, dass ich es nicht übers Herz brachte, diese Stille mit einem Schuss zu zerstören. Ich lag in meinem Dachzelt und genoss still für mich.

Jagd ist einzigartig, still, spannend, manchmal laut und durchdringend. Ich konnte in meinen Ferien die Jagd von einer ganz anderen Seite kennenlernen, denn noch nie hatte ich die Chance gehabt, die Sommerjagd so auszukosten. Eigentlich bin ich ein Drückjagdfanatiker, je mehr meine Hunde arbeiten dürfen, umso besser. Dieser Sommer hat das verändert, Sommernächte im Weizen sind magisch, wunderbar, anziehend. In kurzen Hosen nachts mit Pirschstock und Waffe das Revier zu durchstreifen hat mich gefesselt, gepackt, es macht süchtig. Moderne Technik macht es spannend und atemberaubend. Natürlich hatte ich auch Besuch während der Ferien, meine kleine, eigentlich nicht jagende Schwester besuchte mich, um nur mal zu gucken...


Laden...