Die Blattzeit birgt so manchen Mythos: Unbekannte Recken, treibende Böcke und fiepende Ricken lassen das Herz eines jeden Rehwildjägers höher schlagen. Wenn nach heißen Tagen die Luft abends abkühlt oder ein lauer Morgen die Nacht verdrängt, warten tolle Jagderlebnisse im sommerlichen Revier. Ob hinter dem Tarnschirm, vom Hochsitz oder dem Bodenstand aus, blatten ist grundsätzlich von jeder Reviereinrichtung aus möglich, wenn man ein paar Dinge beachtet. Ein besonderer Reiz liegt der Pirsch inne: wenn der Liebesdurst dem Bock die Sinne verwirrt, kommt man ihm so nah wie sonst nur selten, beherrscht man das Handwerk mit den zahlreichen Lockinstrumenten.

Über den richtigen Zeitpunkt wird viel diskutiert. Aufgrund des Klimawandels sei die Blattzeit in heißen Jahren früher, schon im Juni sieht man Böcke treiben und die Erlegerbilder von „Blattböcken“ machen bereits ab Mitte Juli die Runde.

Doch wenn die Wetterlage die Paarungszeit von Tieren beeinflussen würde, müssten dann nicht auch andere Wildarten ihre Fortpflanzung verschieben?

Treiben sie schon?

Zunächst ist festzuhalten, dass Brunft nicht dann ist, wenn hitzköpfige männliche Stücke den Damen den Hof machen, sondern dann, wenn diese den Avancen auch stattgeben. Tatsächlich produzieren die Brunftkugeln der Rehböcke bereits ab Mai fortpflanzungsfähigen Samen. Das voranschreitende Jahr kurbelt die Hormonausschüttung an und wenn ihn die Ricken ließen, so manch ein Bock würde sicher auch schon im Frühsommer den Beschlag vollziehen.


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