Bitte, dreh‘ Dich ein bisschen zur Seite! Hat er mich gehört? Oder war es St. Hubertus, der meine Bitte erhört hat? Der Bock dreht sich ein und äugt in die Richtung vor ihm. Der Schuss donnert durch den so stillen Morgen und der Bock bleibt im Feuer! Manchmal passiert es einfach, man sieht Böcke auf Plätzen, an denen sie vorher nie waren. Ja, es stimmt auch, dass dies eher bei jüngeren Böcken vorkommt, die vorher oft von den älteren vertrieben wurden.

Die Saison geht weiter, ich genieße die Schönheit der Blattzeit nur mit Fernglas und Kamera. Normalerweise ist diese Zeit ein Höhepunkt der Bocksaison, doch bei mir war es in diesem Jahr nicht so.

Es ist Mitte August, die Blattzeit ist fast vorbei und ich fahre durch das Revier mit meinem Freund, der zwar kein Jäger ist, aber der die Natur und besonders Südböhmen liebt. Auf einer Wiese sehen wir einen Bock mit einer Gaiß, die er noch ab und an treibt. Ich falle fast rückwärts um, als ich den Bock im Fernglas sehe: die rechte Stange ist kurz über den Rosen abgebrochen und hängt runter bis zum Licht! „Ist sowas normal?“ fragt mein Freund. „Nein, das ist nicht normal, das ist eine Rarität!“ sage ich und erkläre ihm, wie unterschiedlich die Böcke sind und was passiert, wenn ihr Gehörn im Wachstum irgendwie mechanisch beschädigt wird.

Das alles ist schön, doch jetzt verstehen Sie sicher, wie meine Gedanken waren. Ich, als Vorsitzender unserer Jagdgemeinschaft, wusste natürlich, dass bis jetzt ein freier, älterer Bock noch nicht erlegt wurde. Und das gerade von einem Jäger, der in diesem Jahr vielleicht ein- oder zweimal im Revier war. Hat er es in zwei Wochen auch noch nicht geschafft, könnte ich auf diesen Bock jagen... Die restlichen zwei Wochenenden im August war ich unterwegs verplant. Also erst abwarten, dann sehen wir, was kommt. Trotzdem rufe ich den Jagdkameraden noch an und erzähle ich ihm, wo genau ich diesen interessanten Bock gesehen habe.

Der September ist da und damit auch die Information, dass ein Bock immer noch frei ist! Am Freitag schaffe ich es zeitlich nicht mehr, ins Revier zu kommen. Also beginnt meine Jagd auf diesen Bock am Samstag in der Früh! Leider steht keine Kanzel oder kein Hochstand in der Nähe des Platzes, wo ich ihn in Anblick bekommen hatte. Ich entscheide mich, in der Nähe der Wiese zu pirschen. Ich hatte ihn am Ende der Blattzeit gesehen, das heißt, er kann inzwischen ganz woanders stehen. Und zu allem Überfluss verlaufen in der Nähe Bahngleise, auf denen leider wirklich viele Stücke aller Wildarten verenden.


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