Der Frühling ist wieder da - und damit auch eine neue Jagdsaison für uns Jäger. Die Natur erwacht langsam aus ihrem Winterschlaf, aus grau wird grün, überall wird neues Leben geboren. Die langen winterlichen Nächte werden endlich kürzer, die Tage endlich länger, wärmer und sonniger.

Und schon steht sie vor der Tür: die neue Bocksaison! Was wird sie bringen? Wie ist der Rehwildbestand über den Winter gekommen? Gibt es Stücke, die ihn nicht überlebt haben? Welche Böcke kommen in Anblick? Erkennen wir die vom letzten Jahr wieder? Wie viele Kitze fallen den Kreiselmähern zum Opfer? Und wie wird die Blattzeit ablaufen? Und… was haben wir an Böcken frei? Es sind viele Fragen, die man am Anfang einer neuen Saison hat. Und was kommt? Wir wissen es noch nicht, aber gerade das ist ja auch das Schöne daran.

Die Geschichte, die ich Ihnen diesmal erzählen werde, ist schon einige Jahre her. In unserem südböhmischen Revier haben wir nicht gerade viele Rehe, die Qualität ist auch nicht gerade gut. Seit ein paar Jahren arbeiten wir daran, sie zu verbessern – wir füttern mit Schrot hoher Qualität, sehr gutem Heu und getrockneten Brennnesseln, ja sogar jungen Himbeersprossen. Die Ergebnisse sind noch nicht erkennbar, aber wir hoffen, dass sie kommen werden. Würden wir es nicht probieren, würden wir nie erfahren, ob wir dem Rehwild überhaupt helfen können.

Damals hatte ich nur einen Jährling frei, die beiden Altböcke unseres Revieres wurden von meinen Kollegen ausgelost. Doch einer von ihnen ist nicht gerade oft im Revier, seine Chancen auf eine Erlegung waren nicht gerade hoch. Sollte er es bis Ende August nicht geschafft haben, würde dieser Bock für andere Jäger unserer Jagdgemeinde frei werden. Wir waren also alle gespannt.

Bald schon kam der Mai und ich verbrachte Morgen- und Abendpirschen im Revier, um einen Abschuss-Jährling zu finden. Einige Wochen blieben ohne entsprechenden Anblick, gab es überhaupt noch welche im Revier? Oder hatten sie den langen, kalten und schneereichen Winter nicht überlebt? Keine Ahnung. Auch meine Kollegen hatten bis jetzt kein Glück mit Jährlingen gehabt, aber die Hoffnung stirbt bekanntlich nie und ich versuchte es wieder und wieder.

Wieder war Wochenende, wieder standen zwei Abend- und zwei Morgenpirschen an. Der Freitagabend verläuft ohne den ersehnten Anblick – „nur“ vier Stück Damwild. Und dann der Samstagmorgen und damit ein großes Dilemma: Entweder Pirsch im Wald, wo frühs immer die Sauen von uns zu den Nachbarn ziehen, oder aber auf einer Wiese oder einem Feld auf Rehe ansitzen – was sollte ich wählen? Diesmal gewannen die Sauen. Es war wirklich unglaublich, aber ich hatte einige Wechsel entdeckt, auf welchen die schwarzen Ritter wirklich jeden Tag in der Früh aus unserem Revier auszogen. Und weil die Nächte kürzer wurden, passierte es regelmäßig, dass die Rotten auch beim ersten Tageslicht noch zogen. Und sie bei vollem Licht in Anblick zu bekommen, das ist wirklich immer etwas Besonderes.


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