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Editorial

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Liebe Leserinnen und Leser,

es ist Weizenzeit, Schweinezeit – eine Zeit der kurzen und spannenden Nächte. Augenringe, dauerhaftes Gähnen und eine etwas geschmälerte Aufmerksamkeitsspanne lässt den passionierten Sauenjäger zurzeit erkennen. Vielerorts ist der Weizen schon aus der Milchreife raus, was damit deutlich früher ist, als die Jahre zuvor. Dennoch scheint es den Schwarzkitteln zu munden, ganz besonders im Roggen, zu mindestens bei uns.

Zurzeit haben wir einen Freund aus Irland bei uns. Wir durften letztes Jahr zwischen den Jahren zur Sikajagd zu ihm kommen. Jetzt ist er dran. Das Pirschen auf Sauen und dann noch im Feld war schon lange ein jagdlicher Traum von ihm. Norman ist ein erfahrener Jäger, die schon weltweit unterwegs war, man würde meinen, ihn kann so schnell nichts aus der Ruhe bringen oder begeistern. Denkste – am dritten Acker, den wir kontrollierten, konnte ich ihm nach nur einem genauen Hinhören sagen, dass Schweine drin sind. Er versicherte sich mit zweimal Nachfragen und ich nickte ihm immer wieder grinsend zu. Er warf sich augenblicklich die Hände vor dem Mund, um seine Freude zu verbergen. Ich sagte ihm, dass er Elefantenohren machen soll, sprich, die Hände hinter die Ohren legen und wie einen Trichter aufstellen, so kann man sehr viel besser hören. Er probierte es sofort aus, wenn auch etwas skeptisch und siehe da, der Erfolg war sofort spürbar. Unser Inselfreund hörte das erste Mal schmatzende Sauen im Feld. Er hat sich fast nicht mehr einbekommen. Wieder und wieder fragte er mich, ob ich ihn veräpple. Mensch, was habe ich mich über seine Freude gefreut, es ist wunderbar, einem Freund eine große Freude zu machen, nicht zuletzt um selbst wieder daran erinnert zu werden, wie schön und besonders doch gerade die Pirschjagd auf Sauen ist. Was für uns Routine ist, ist für ihn ein Geschenkeberg unter einem Weihnachtsbaum. Die kommenden zwei Stunden wurden mit pirschen im und am Feld verbracht. Der Roggen hat kaum Schadflächen, auch wenn sie jede Nacht mit mindestens 10-15 „Mann“ da sind. Oft war die Entfernung unter 20 m, aber ein sicheres Ansprechen war nur schwer möglich. Kurz bevor wir aufgeben wollten, kamen doch tatsächlich noch zwei starke, bereits abgestoßene Frischlinge ins Feld, wir konnten sie in dem Streifen zwischen Wald und Feld einwandfrei ansprechen und anschließend ein kleines Keilerchen mit bestem Schuss erlegen. Die doch noch erstaunliche Todsuche von 50 m war zwar kein Problem. Norman zog mich allerdings beim erneuten Eintauchen in die langen Halme am Ärmel und fragte mich, ob es gefährlich ist, was wir jetzt machen. Mein Freund ging ohne zu stoppen weiter und kommentierte das Ganze nur mit: „Nur ein bisschen.“ Ich sprach Norman Mut zu und bestätigte, dass es nicht gefährlich ist. Ich habe das Stück schlägeln hören und zudem hat der Borstenträger nicht mehr als 25-30 Kilogramm. Trotz meiner beruhigenden Worte ließ er mir, wie ein echter Gentlemen, den Vortritt... Am Stück angekommen war die Freude nicht mehr zu bremsen, aber wie so oft, ein Bild sagt mehr als tausend Worte.

Auch wenn wir unsere Jagdarten gewohnt sind und sie beherrschen, hier und da sollten wir uns immer wieder daran erinnern, dass es eben nicht selbstverständlich ist, auf Wildschweine im Weizen zu pirschen, Rehböcke zu blatten oder Füchse zu locken. Viele von uns können es aus verschiedensten Gründen nicht machen, wann ihnen danach ist. Entweder weil sie kein Revier haben, keine Schweine oder vielleicht auch das nötige Wissen dazu fehlt. Daher pirschen Sie das nächste Mal doch wieder ganz bewusst und freuen sich vielleicht auch über neue Jagdarten in anderen Ländern. Uns graut es zum Beispiel schon wieder vor den irlandischen „hills“ mit Schneeüberzug im Winter.

Ein herzliches Waidmannsheil für die Julimondnächte,

Ihre Alena Steinbach


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