Unvergesslich auch die erste Treibjagd, zu der Luigi und Nero dann wirklich antraten: Luigi hatte wie später immer seine aus einem roten Besenstiel und einem Küchenmesser zusammengezimmerte Saufeder dabei, während Nero ein aus einem Tambourin gebautes Klingelhalsband trug und von der Nasen- bis zur Schwanzspitze in weiß-rotes „Vorsicht, zerbrechlich!“ Klebe-(!)band eingewickelt war. Den ganzen Tag über klingelte der kleine Feuermelder hochpassioniert durch unsere Felder, als habe er nie etwas anderes gemacht, schrie martialisch auf, wenn er etwas gefunden hatte und riss sich nach und nach sein Klebeband in Fetzen, bis er irgendwann aussah wie ein farbenfroher Fransenfisch.

Sein Herrchen dagegen sang fast den ganzen Tag während des Treibens italienische Schnulzen, parodierte Mussolini (glaube ich), flirtete auf Hochtouren mit sämtlichem Weibsvolk oder sammelte fernab der Treiberkette Pilze. Er wurde über die Jahre vielerorts für seine fröhliche, großzügige Art, kleinen Abwege, Sing-Sang und Schäkereien berühmt, konnte aber auch resolut sein: auch heute noch lädt er immer wieder stolz Freunde oder Neubekanntschaften in seine Villa nach Italien ein, zeigt ihnen die Gegend, bewirtschaftet sie königlich und führt sie durch Rom. Einmal wurden seine Gäste vor einer Sehenswürdigkeit von Zigeunerweibern mit Säuglingen auf dem Arm umzingelt und bebettelt. Luigi, der früher mal geboxt hat und heute noch seine Autogrammkarten á la Rocky Marciano mit sich herumträgt, kannte diesen Taschendieb-Trick natürlich – und griff ein. Eben hatte er noch lachend irgendetwas über irgendetwas erzählt, jetzt aber wurde er sauer: Mit einer sauberen rechten Geraden schickte er die nächststehende Trickdiebin wild schimpfend in bester Boxer-Manier auf die Bretter. Diese fiel samt ihres „Säuglings“, einer Puppe, wortlos wie eine Bahnschranke auf den Steinboden und schlief den Schlaf der Ungerechten, während Luigi lautstark „Des geht doch net!“ wetterte, sämtliche Umstehenden applaudierten und die herbeieilenden Carabinieri Luigi anerkennend auf die Schulter klopften. So macht man das!

Jagdlich sind wir uns bei Luigi nicht so ganz sicher. Er behauptet steif und fest, er habe in Italien einen Jagdschein, aber so richtig merkt man das nicht. Ein Bekannter hatte ihn bei Schnee und Vollmond mal mit einem Drilling ausgestattet und an einen Luderplatz gesetzt, um ihn bei der Fuchsbejagung helfen zu lassen. Luigi war natürlich Feuer und Flamme, erklomm seinen Sitz und harrte der Dinge, die da kommen sollten. Mit Füchsen kennt er sich nämlich aus, wenn man die „Drai Dage in die Wassa“ legt, schmecken die nämlich hervorragend, sagt er. Jedenfalls knallte es bald darauf, und als der Jagdherr zu Luigis Sitz kam, kletterte dieser freudestrahlend von seiner Leiter, lachte laut und stapfte mit hochrotem Kopf sowie „Müsse mer gugge, wo isse de Fuxe!“ in Richtung Luderplatz. 10 m von diesem entfernt lag dann ein mausetoter, per Schrotgarbe gefällter Bastbock im Schnee, was Luigi kurz innehalten ließ. Dann hatte er sein Strahlen wiedergefunden und zog den Bock mit den Worten „Wos isse des? Isse Reh? Ah, egal, mache mer mit die Fussili unn Pesto!“ am verdutzten Pächter vorbei in Richtung Auto.


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