Ich könnte ganze Bücher nur mit Luigi füllen, aber es geht ja hier um jagdliche Originale. Zu unserer Jagdtruppe stieß Luigi, als er während eines Spazierganges mit seinem Rauhaardackel namens „Nero“ (was sonst…) meinen vorbeifahrenden Vater anhielt und ihn so dermaßen bekauderwelschte, dass mein Vater sich in seiner Not – er hatte höchstens 3% der Worte verstanden- „Ei komme se doch mal bei uns am Jachthaus vorbei, am Mittwoch simmer wieder da!“, verabschiedete und davonbrauste. Luigi aber hatte verstanden, kam am Mittwoch freudestrahlend ins Jagdhaus gefahren und ist seit dem, ich glaube, dass ist nicht übertrieben, jeden Tag dort. Er kümmert sich um die Hühner oder Fasane, zerwirkt sich Wild, dass er in wahren Massen nach Italien schleppt, macht sich Trophäen fertig, die wir ihm schenken, erledigt zuverlässig und selbständig kleinere Arbeiten und freut sich sichtbar seines jagdlich angehauchten Lebens.

Leider wird er inzwischen ein Wenig älter, wie so viele Originale. Er kann nicht mehr so als Treiber mitgehen wie früher, als er uns kreuz und quer durch Deutschland zu Treib- und Drückjagden begleitete – natürlich immer mit „Nero“ im Gepäck, der eigentlich einen eigenen „Originale“-Artikel verdient hätte. Nero war bis zu seinem dritten Lebensjahr ein vollkommener Zivilist – eben bis Luigi das Jagdhaus das erste Mal betrat. Ab da war der kleine, wuschelige und selten hässliche Dackel ein fester, höchst passionierter Bestandteil unseres Kampfkommando Krummbein und innerhalb dieser Dackeltruppe für die Nahbereichscans verantwortlich. Während mein Jahrhundertrüde „Filou“ und sein Sohn „Bobby“ schon kurz nach dem Schnallen mindestens die übernächste Nachbarjagd und alles, was dazwischen lag, zum dritten Mal auf links gedreht hatten, kümmerte sich Nero mit seinen kurzen Beinchen um das, was die erste Welle des Dackel-Tsunamis hatte liegen lassen. Hatte er gefunden – was er regelmäßig tat-, dann schrie er in den hellsten Tönen auf, „raste“ für seine Verhältnisse wild jiffend hinter dem aufgescheuchten Stück hinterher – und musste das Staffelholz dann meistens an Filou und Bobby abgeben, die seinen Laut natürlich zu deuten gelernt hatten und herbeistürmten, um den Job in professionelle Hände zu nehmen. Der arme Nero wurde während seines gesamten irdischen Daseins von keinem, aber wirklich auch gar keinem unserer Jagdhaus-Hunde ernst genommen, begrüßt, verabschiedet oder sonst irgendwas. Ab und an wurde er mal zusammengefaltet, wenn er – ganz der Italiener, vor allem aber ganz das Herrchen- ständig wedelnd und ohne Unterlass über Stunden eine Hündin umgarnte. Im Grunde aber ignorierte ihn jeder so dermaßen, dass er beispielsweise regelmäßig schlicht über den Haufen gerannt wurde. Der kleine Kerl rappelte sich dann immer wieder auf, wedelte und ging weiter seines Außenseiter-Weges, wie sein Herrchen stets ein Wenig anders, aber gut gelaunt.


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