Töten des Hundes: Vom Zustand des Kadavers des Hundes lässt sich ablesen, dass der Hund sich nach einem Kampf wahrscheinlich in die Unterwürfigkeitsposition, also auf dem Rücken liegend, begeben hat. Der tödliche Biss erfolgte offensichtlich über den Brustkorb von der Bauchseite her. Am Brustkern war ein starker Blutschwamm unter dem Fell erkennbar, im dem Rücken zugewandten Teil der Rippen waren Löcher durch die Fangzähne zu sehen. Im dem Brustbein zugewandten Bereich befanden sich Löcher durch die Reißzähne. An der linken Körperseite, welche durch die Fraßaktivität auch enthäutet war, wurde auch eine durchgebissene Rippe sichtbar. Außerdem war die Flanke rechtsseitig handtellergroß eröffnet. Dies ggf. schon im Kampf? Es erscheint jedenfalls so, dass das Anfressen der Beute bis zum Auffinden nur von der linken Körperseite erfolgte, das Loch in der rechten Flanke, wie erwähnt, im Zuge des Kampfes dem Hund beigebracht wurde. Dieser Absatz enthält viele Annahmen und ist eher Interpretation der Verletzungen des Hundes. Ein genauer Hergang des Tötens hätte nur in einem Gutachten durch die Landesuntersuchungsanstalt festgestellt werden können, hätte aber bedeutet, dass wir Ajax nicht mehr zurückbekommen hätten.

In der Zwischenzeit ist auch über genetische Proben vom Kadaver des Hundes bestätigt worden, dass der Hund durch den Rüden des territorialen Rudels getötet wurde.

Schlussfolgerungen: Es ist der erste bekannt gewordene Fall, dass ein Jagdhund nach der Wiederansiedlung der Wölfe in Deutschland während der Jagd durch einen Wolf getötet wurde.

Es geht darum die Gefahren für die Jagdhunde durch die Wölfe zu verringern. Auch die Hundeführer müssen sich auf die neue Situation einstellen. Dazu gehört:

1. dass in der Ranzzeit keine Hunde mehr im Wolfsgebiet frei laufen gelassen werden,

2. dass Plätze an denen Wölfe in der Nähe vermutet werden müssen (Rissnähe, Rendezvousplätze, …) gemieden werden,

3. dass in der Drückjagdzeit Hunde erst ca. eine halbe Stunde nach dem Beginn des Treibens geschnallt werden,

4. dass freijagende Hunde mit einem Glöckchen oder ähnlichen ausgestattet werden,

5. dass die jagenden Hunde mit Schlagschutzwesten ausgestattet werden, die auch einen gewissen Schutz gegen Wolfsübergriffe bieten,

6. dass die Hunde über GPS-Geräte auffindbar sind und

7. dass Hunde, die sich mal nicht vom Führer lösen, nicht zur Jagd gezwungen werden.

Diese Liste ist sicherlich noch nicht abschließend. Die Ziffern 3 und 4 sind dafür wichtig, dass im Treiben vorhandene Wölfe nicht durch die Jagdsituation oder den Hund, der gerade nicht jagt, überrascht werden und dann aggressiv reagieren.

Eine weitere sicherlich nicht ganz einfach umzusetzende Maßnahme ist es, dass die Hunde in der Ausbildung lernen, zwischen Waldspaziergang (freies Laufen um den Führer im bis zu 200 m Umkreis) und der Jagdsituation (zielgerichtetes Suchen, Finden und Jagen von Wild) zu unterscheiden. Insbesondere den jagenden Hunden ist dieses sicherlich schwerer beizubringen als zum Beispiel einem Vorstehhund. In den Bereich Ausbildung gehört auch, dass Hunde, die jagen sollen, nicht für das Anzeigen von Wolfsanzeichen, wie z.B. Markierstellen, Kothaufen, Haare, udgl., belohnt werden. Sie dürfen keine positive Verknüpfung mit dem Wolf herstellen!

Es mehren sich aber auch Berichte aus denen hervorgeht, dass die Wölfe in verschiedenen Rudeln die Scheu vor dem Menschen verlieren und den Jägern teilweise das erlegte Wild streitig machen, bzw. auch fehlende Scheu vor dem Menschen zeigen. Wie können wir erreichen, dass die Wölfe Jagdsituationen oder Begegnungen mit dem Menschen als unangenehm wahrnehmen und meiden? Nur so ist die effektive Jagd mit Hunden im Wolfsgebiet möglich. Hier sind alle (Jäger, Hundeführer, Naturschützer, staatliche Administration, …) gefordert in einer konstruktiven Diskussion nach Lösungen zu suchen.

In unserer Kulturlandschaft ist die möglichst effektive Jagd notwendig um Schäden in der Land- und Forstwirtschaft durch Schalenwild gering zu halten oder die Tierseuchenprophylaxe (ASP-Problematik) umzusetzen. Dazu ist der Einsatz von brauchbaren, laut jagenden Hunden unabdingbar. Wenn aber gerade diese Hunde einer Gefahr durch die Wölfe ausgesetzt sind, wird diese Jagd nichtmehr möglich sein.

Wenn der Tod von Ajax die Hundeführer wachrüttelt und sie ihren Hundeeinsatz an die Situation im Wolfsgebiet anpassen und diese geforderte sachliche, zielorientierte Diskussion angestoßen hat, dann war er nicht sinnlos und um sonst!

Wir haben Ajax im kleinen Kreis ein würdevolles Begräbnis bereitet. Er wird mir als treuer Jagdkamerad fehlen. Wir hatten noch so vieles gemeinsam vor!


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