Wir eilten also sofort nach der Preisverleihung und Verlosung zum Auto und düsten nach Hause. Wir schoben uns ein paar Kekse und Gummibärchen beim Umziehen in den Mund und hasteten zum Auto. Ich entschied mich, zum selben Hochsitz wie am Vorabend zu gehen. Irgendwann musste es ja mal klappen…

Ich hatte gerade den Hochsitz betreten und wollte das Fenster öffnen, da sah ich bereits die erste Rotte. Zwei Bachen mit jeweils sieben oder acht Frischlingen! Sie wechselten gerade in den Weizen, wo sie aber leider sofort Wind von mir bekamen. So perfekt wie der Wind für das auswechselnde Wild stand, so schlecht war er, wenn das Wild einmal am Weizen angekommen war… Es kam wie es musste: eine Bache blies und die ganze Mannschaft zog zurück in den Bestand.

„Naja“, dachte ich mir, „der Abend geht ja gerade erst los, das war nur der Auftakt“. Ich sollte Recht behalten. Ich ahnte aber nicht wie sehr. Kurze Zeit später traten nämlich zwei Rotspießer aus, einer davon hatte gerade lauscherhohe Spieße auf. Obwohl ich die Freigabe für einen lauscherhohen Rotspießer hatte, haderte ich etwas. Mein Jagdfreund, der mich zu dieser Jagd eingeladen hatte, hatte selbst noch keinen Geweihträger in diesem Revier erlegt. Daher wollte ich eigentlich nicht schießen. Ich fotografierte ihn stattdessen und schickte meinem Jagdfreund das Bild. Als auf meinem Display dann der Text: „nicht fotografieren, schießen!“ erschien und ich gerade anlegen wollte, traten jedoch noch ein Alttier und ein Kalb aus. In perfekter Schussentfernung, breit und bei bestem Licht konnte ich das Kalb erlegen. Es lag im Knall. Nachdem ich sicher war, dass alles gut gegangen ist, bemerkte ich wie meine Beine so sehr zitterten, dass ich bald Sorge hatte, der ganze Hochsitz könnte mitwackeln. Ich wollte gerade durchatmen und war dankbar um das Wildfleisch, welches ich mir hier erlegen durfte, da zog ein Fuchs direkt auf das auf der Wiese liegende Stück zu. Ich hatte die Anweisung bekommen, nach dem Schuss auf das Kalb zunächst sitzen zu bleiben, um auch noch das Alttier erlegen zu können, wenn es denn vielleicht zurückkäme. Daher war es keine Option, sofort zum erlegten Kalb zu gehen und so den Fuchs davon abzuhalten, das Stück anzuschneiden. Das Alttier konnte ich auf der anderen Seite des Weizens noch sehen. Was nun? Ich konnte ja nicht tatenlos zusehen, wie der Fuchs bestes Wildbret anschneidet. Der Fuchs kam zum Kalb und ging zunächst noch einige Schritte weiter. Ich dachte, wenn er weiterzieht, lasse ich ihn laufen. Tat er aber nicht. Er steuerte erneut auf das Kalb zu und wollte es gerade anschneiden, da löste sich zum zweiten Mal innerhalb weniger Minuten ein Schuss aus meiner Waffe. So lag der Fuchs kurze Zeit nach dem Kalb. Ich glaste erneut den Weizen ab, das Alttier stand da immer noch. Also wollte ich noch einige Minuten warten. Aber es kam alles ganz anders…


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