Ohne dass ich etwas hören konnte, verschwand das Rudel nach links den Berg hinab. Auf der Kirrung lag kein Stück. Auch nicht etwas weiter rechts oder links. Klappt ja super! Aber ich war mir sicher, dass ich gut abgekommen war. Es half nichts, Waffe schnappen, Hund schnappen, runter in das Schneegestöber und nachsehen. Auf der Kirrung war Schweiß. OK, getroffen hatte ich. Ich versuchte die Fluchtfährte durch die dicken Flocken Schnee zu erkennen. Aber ach warum – ich hatte doch Rudi! Der war bereits auf der Fährte und führte mich in einem kleinen Bogen nach etwa 20 Schritten zu meinem Stück. Kalb, männlich, sauber auf dem Blatt getroffen. Ich war sehr ergriffen, von der traumhaften Kulisse, von der Tatsache, dass ich hier überhaupt war, von der Begleitung, von Weihnachten und überhaupt.

Ich brachte Rudi zur Kanzel zurück und missbrauchte die Hundeleine als Bergegurt. Dort, wo ich abgeholt werden sollte, warteten bereits meine zwei männlichen Mitjäger und grinsten breit. Sie freuten sich mehr mit mir über mein Kalb, als über ihre eigenen erlegten Stücke. Wir brachen gemeinsam auf, verluden das Rotwild auf den Anhänger und machten uns auf den nicht weniger abenteuerlichen Weg bergab zurück in Richtung Heimat.

Auf dem Weg zum Parkplatz war es ganz still im Auto. Nicht diese Art von Stille, die einem unangenehm ist und man denkt, man müsse unbedingt etwas sagen, es war die Art von Stille die entsteht, wenn man einfach zufrieden und glücklich ist.

Auf diesem Wege bedanke ich mich bei meinem Freund, der einfach gefragt hat, ob er mich mitbringen könnte und bei Anton, der keine Sekunde gezögert hat, obwohl er mich überhaupt nicht kannte. Mein schönstes Weihnachtsgeschenk habe ich von Euch beiden bekommen, danke!


Laden...