Als es später hell wurde, sah ich, wie nah wir uns gekommen waren und dass er mich nicht nur gegen den hellen Horizont gesehen, sondern auch von mir Wind bekommen haben musste.

Natürlich hatte ich sofort die Waffe fester gegriffen und den Sicherungsschieber gesucht, aber es war einfach noch viel zu dunkel. Da er sich so leise davon gemacht hatte, blieb in mir ein Funke Hoffnung, dass er sich nur in die Dickung gedrückt hatte. Deshalb wollte ich warten, bis der Tag graute. Ich blieb auf dem Holzpolter sitzen und trotzte dem Wind, der mir ins Gesicht blies. Kaum zehn Minuten später, man hätte erahnen können, dass es schon ein wenig heller geworden war, stand plötzlich ein Fuchs vor mir auf dem Weg – lautlos – wie hingezaubert. Er verhoffte und sah mich an. Ich blieb völlig reglos. Trotzdem war es ihm nicht ganz geheuer und er bog vom Weg ab in den Wald hinter den Polter, wo eben noch der Keiler geblasen hatte.

Ich lauschte genau, um zu hören, wie eine eventuelle Begegnung der beiden ausgehen würde. Aber nichts dergleichen geschah. Der Fuchs war von einer natürlichen Neugier getrieben und kam noch mal hinter dem Polter hervor, um sich das seltsame Ding auf dem untersten Stamm genau anzuschauen. Ich drehte den Kopf und sah das weiße Dreieck auf seiner Brust. Darüber bewegte er seinen Kopf schwankend hin und her, um das unbekannte Objekt zu lokalisieren. Er war jetzt maximal zwei Meter von mir entfernt. Ich fragte mich, warum er keinen Wind bekam, denn er war jetzt direkt hinter mir. Obwohl ich Kopf und Oberkörper zu ihm hindrehte, machte er keine Anstalten Reißaus zu nehmen, wie das bei seinen sonst so vorsichtigen Artgenossen der Fall gewesen wäre.

Endlich drehte er in den Wald ab und seine Schritte verloren sich in der Dickung. Ich setzte mich wieder gerade hin und leuchtete die Fläche vor mir mit dem Glas ab. Die Löffel von Meister Lampe spielten immer noch vorm Horizont.

Plötzlich erfasste mich ein schummriges Gefühl. Was war das? Ja, richtig! Der Stamm, der mir als Rückenlehne diente, begann plötzlich zu zittern. Ich schaute am Polter entlang, doch was ich sah, war wieder nichts als schwarze Dunkelheit ... Oder war da nicht ein heller Fleck? Na ja, vielleicht ein helles Blatt? Als ich wieder hinsah, war das helle Blatt verschwunden, und auch der Stamm hatte aufgehört zu zittern.

Plötzlich erkannte ich die beiden typischen Dreiecksohren des Fuchses, der sich hinter dem obersten Stamm an mich heranpirschte. Er war jetzt noch zwei Meter weg und wir beide schauten uns reglos in die Augen. Wieder schob er seinen Kopf hin und her, wobei ich jetzt deutlich seine Augen erkennen konnte. Aber der Fuchs wusste immer noch nichts mit mir anzufangen.

Doch jetzt geschah das wirklich Unglaubliche: Direkt vor mir raschelte das Laub zwischen meinen Füßen. Dort hatte eine Maus ihr Nest unter dem Polter eingerichtet und wurde jetzt rege. Das blieb natürlich auch dem Fuchs nicht verborgen. Wir beide starrten vor uns auf den Boden, aber der Fuchs kam mir noch ein Stückchen näher, stieg über dem obersten Stamm, um sich auf seinen Keulen nieder zu lassen. So fixierte er das Laub unter meinen Füssen, während ich meinen Jagdkameraden neben mir im Auge behielt. Auch er hatte mich noch nicht vergessen, und wenn er den Kopf zu mir drehte, berührten sich fast unsere Nasen.


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