So erschöpft sie auch sein mag, es gerade so in ihre Box schafft und vom Platz weg einschläft, so hellwach und einsatzbereit ist sie am nächsten Tag, wenn ich meine orangene Jacke vom Haken nehme. Was gibt es für einen Hundeführer schöneres, als quasi Seite an Seite mit seinem treuen Gefährten der gemeinsamen Passion nachzugehen.

Dabei gleicht kein Einsatz dem Vorherigen, jeder Termin bietet neue Umstände und damit auch seinen eigenen Reiz: Kleine Jagden, mit wenigen Leuten, aber jeder kennt jeden. Familiäre Jagden, bei denen man sich wie zu Hause fühlt, obwohl man zum ersten Mal dabei ist. Professionelle Jagden, bei denen einfach alles organisiert ist. Jagden mit geringer Erwartung, aber großen Emotionen. Jagden mit hohen Erwartungen, die dann nicht erfüllt werden, aber trotzdem verliert niemand seinen Humor.

Der höchste Anspruch liegt natürlich darauf, dass wir alle gesund und munter über die Saison kommen, immer mehr ereilt mich jedoch die Gewissheit, dass Geselligkeit und Kameradschaft für mich das Tüpfelchen auf dem i meiner jagdlichen Bestrebungen ausmachen. Gesellschaftlich jagen heißt nicht nur zusammen Beute machen, sondern den Jagdtag eben auch in Geselligkeit ausklingen zu lassen.

Gemeinsam am prasselnden Feuer mit warmer Suppe oder Eintopf die Kälte aus den Gliedern treiben (oder die schweißnasse Kleidung trocknen), dem Jägerlatein erfahrener Haudegen lauschen und sich aus Anstand ein Schmunzeln verkneifen. Vor allem aber auf jeder Jagd feststellen, dass die Welt eben doch nur ein Dorf ist und jeder jeden kennt. Brauchtum ist eine wichtige Säule unseres jagdlichen Tuns und mein Höhepunkt eines Jagdtages sind die jeweiligen Totsignale, die mit dem Horn verblasen werden.

Leider ist in vielen Revieren die jährliche Drückjagd der einzige Anlass diese Tradition noch zu wahren. Viele sagen die Jagd sei kein Hobby, sondern eine Leidenschaft. Kritiker halten dem entgegen, so lange man kein Berufsjäger ist, sei es das eben doch. Zumal man ja sein Hobby auch mit großer Leidenschaft betreiben kann. Wenn man die Jagd auch nicht als Beruf ausübt, so kann sie doch eine persönliche Berufung sein.

Wie auch immer man diesen Standpunkt betrachtet, den besonderen Zauber des Moments kann sich niemand entziehen. Selbst dem nüchternsten Pragmatiker wird sich ein wohliger Schauer über den Körper ziehen, wenn das Halali im Fackelschein erklingt.


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