„Wo kommst Du denn auf einmal her?“, ich höre die Frage noch laut und deutlich in meinen Kopf, wenn ich an den schönen kalten Wintertag einer Drückjagd im letzten Jahr zurück denke. Ein wirklich massiger Bursche erscheint völlig lautlos auf der Bildfläche. Ein Basse, wie man gerne sagt. Sicher über 100 Kilogramm und schwarz wie die Nacht galoppierte er im bekannten und so gemochten Schweinsgalopp durch den Hochwald. Er war für einen sicheren Schuss aber viel zu weit entfernt – zumindest für mich. Kurz drauf erschien unsere liebevoll genannte Emma-Otto, eine Westfälische Dachsbracke, die ihrer Passion laut bellend nachging. Wer Hunde hat, weiß, dass es nichts Schöneres gibt, als seine eigenen Hunde arbeiten zu sehen. Kein Jagderfolg kann dies toppen. Ich schaute ihr stolz und mit einem Lächeln nach, wenn auch ein Funken Sorge im Hintergrund die Laune etwas trübte. Der Keiler passierte mehrere Schütze, ich hörte die Schüsse laut durch die fast leeren Laubbäume hallen. Plötzlich verstummte das helle Bellen unserer Hündin und ging in langsamen, tiefen Standlaut über. Einige mögen dieses Gefühl kennen, mich hat es fast auf dem Hochsitz zerrissen – nicht zu wissen, was der Hund gerade macht. Dank des Trackers, den sie immer um hat, konnte ich sie orten und sogar „anrufen“. Nun hörte ich ihren festentschlossenen Laut noch deutlicher und beeindruckender. Hin und wieder hörte er auf – zeitgleich mit meinem Herzschlag. Ein Schuss beendete das Duell.

Um Punkt 12.00 Uhr – zum Ende der Jagd - kam ein wahnsinnig glücklicher, kaputter und in hellem orange leuchtender Hund auf meinen Sitz zugelaufen. Was für eine Freude auf beiden Seiten. Wie mir berichtet wurde, hat die Dreifarbige den kranken Keiler bei einem Schützen gestellt, er nahm sie mehrfach an, bis der Schütze einen sicheren Fangschuss antragen konnte. Ich brauche Ihnen nicht erzählen, wie man Herz überquoll vor Stolz, aber auch vor Erleichterung, dass ihr nichts passiert ist.


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