Noch im Dunkeln trafen wir alle uns vor der Pension. Jiří und einige weitere Jäger warteten auf uns, um uns den Weg ins Revier der Familie Colloredo-Mansfeld zu zeigen. Nach kurzer Fahrt schon hielten wir auf einem Parkplatz mitten im Wald, zu Fuß ging es ein paar Meter weiter zum hiesigen Jagdhaus, an einer Wiese gelegen, die bereits zum Streckenplatz dekoriert worden war. Oder besser eine ehemalige Wiese, denn jetzt sah sie mehr wie ein gepflügter Acker aus - Sauen sollten also da sein! Lächelnd nehmen wir das als gutes Omen, bevor der zuständige Forstdirektor zur feierlichen Begrüßung schreitet und erläutert, wie die zwei geplanten Triebe organisiert werden und wie die Freigabe aussieht.

Der erste Trieb wird den ganzen Vormittag dauern, alle Schützen stehen auf Drückjagdböcken oder Kanzeln. Der Nachmittagstrieb wird dann als eine klassische Drückjagd mit Bodenständen abgestellt. Freigegeben werden Rot- und Sikakahlwild, Muffelschafe und -lämmer, Frischlinge und Überläufer. Die Stände werden verlost und die Schützen dann entsprechend in Gruppen aufgeteilt, die jeweils mit einem Kleinbus zu den Sitzen gefahren werden. Wie immer versuchen alle, möglichst leise zu sein, nur unser Chauffeur irgendwie nicht: Jedes Mal knallt er die Türe so laut zu, dass es fast wie ein Büchsenschuss klingt. Mehrmals weisen wir ihn zischelnd darauf hin, aber seine Gewohnheit ist zu stark. Schon bin ich selbst an der Reihe, der Ansteller weist mich auf meinem Stand ein. Unter alten Buchen steht ein Drückjagdbock an einem kleinem Hang, ungefähr 80 m unter der Kante. Ich richte mich bequem ein und schaue mal, was wir im als Vesperpaket mitbekommen haben: Schnitzelbrot, Gurke und alkoholfreies Bier. Nicht schlecht! Ich stelle es zusammen mit meinem Rucksack in die Ecke des Standes und mache einige Trainingsanschläge – Wild kann aus allen Richtungen kommen. Ich setze mich so, dass ich schnell zur Büchse greifen kann, denn schon knallen die ersten Schüsse, allerdings noch nicht so nahe, dass ich nervös werden müsste. Plötzlich höre ich oben hinter der Kante ein Geräusch, greife sofort zur Büchse und schaue in dessen Richtung. Eins, zwei, drei… Vierzehn Widder und einige Stücke Muffelkahlwild flüchten blitzschnell über die Kante vor mir - keine Chance, ein passendes Stück auszuwählen und noch ordentlich zu zielen. Kein Problem! Auch solcher Anblick ist schließlich ein schönes Erlebnis.


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